Kubitaltunnelsyndrom
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Synonyme: Ulnarisneuropathie am Ellenbogen, KUTS, UNE, Sulcus-ulnaris-Syndrom, SUS, ulnar neuropathy at the elbow, UNE, CUTS
Das Kubitaltunnelsyndrom ist ein Kompressionssyndrom des Nervus ulnaris am Ellenbogen.
Abbildung

Namensherkunft
In der chirurgischen Literatur hat sich der Begriff Kubitaltunnelsyndrom etabliert. Die Namensgebung geht auf eine Publikation von Feindel und Stratford aus dem Jahr 1958 zurück, in welchem der Begriff aufgrund der Ähnlichkeit zum Karpaltunnelsyndrom verwendet wurde[^9] [^10].
Epidemiologie
Das Kubitaltunnelsyndrom ist nach dem Karpaltunnelsyndrom das zweithäufigste Kompressionssyndrom eines peripheren Nervs. Eine Studie in der italienischen Population zeigte eine Inzidenzrate von 24,7 pro 100.000 Einwohner[^1]. Eine Studie in der amerikanischen Population zeigte eine ähnliche Inzidenzrate von 30.0 pro 100.000 Einwohner[^2]. Die Inzidenz steigt mit zunehmender Arbeitsbelastung des betroffenen Arms. Das Kubitaltunnelsyndrom kommt in bis zu 40 % der Fälle beidseitig vor, wobei die linke Seite fast dreimal so häufig betroffen ist wie die rechte Seite und Männer doppelt sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Symptome
Typischerweise klagen Patienten mit einem Kubitaltunnelsyndrom über ein Taubheitsgefühl der ulnaren eineinhalb Finger sowie der ulnaren Handkante und Parästhesien im Innervationsgebiet des Nervus ulnaris. Diese treten besonders nachts auf, wenn der Patient mit dem angewinkelten Arm unter dem Kopf schläft. Häufig werden solche Beschwerden auch bei Tätigkeiten mit angewinkeltem Arm oder aufgestütztem Ellenbogen berichtet. Zudem berichten die Patienten über ziehende Schmerzen am Ellenbogen und am ulnaren Unterarm. Im weiter fortgeschrittenen Stadium treten motorische Einschränkungen der Hand auf, die auf einer Parese der Musculi interossei und des Musculus adductor pollicis beruhen[^11].
Neurologische Untersuchung
In der neurologischen Untersuchung kann sich bei Patienten mit einem Kubitaltunnelsyndrom ein positives Froment Zeichen und Hoffmann-Tinel Zeichen auftreten.
Bei der Inspektion kann sich eine Atrophie der Musculi interossei, insbesondere des Musculus interosseus dorsalis I sowie des Hypothenars zu zeigen. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu einer Krallenstellung des vierten und fünfte Fingers kommen.
Elektrophysiologie
EMG
Wenn das Kubitaltunnelsyndrom zu einer Demyelinisierung fortschreitet, zeigt die EMG-Untersuchung eine abnorme Spontanaktivität und eine verminderte Rekrutierung der motorischen Einheiten[^3].
In schwereren Fällen des Kubitaltunnelsyndroms oder bei längerer ulnarer Kompression kommt es zu einem axonalen Verlust. Die Ergebnisse der Elektromyografie zeigen in diesem Stadium eine abnorme Insertionsaktivität (was auf eine Denervierung der Muskeln hinweist), während der Verlust der motorischen Axone zu Fibrillationen während der Ruhephase führt. Das Vorhandensein von Aktionspotenzialen der motorischen Einheit während der Rekrutierungsphase weist auf eine versuchte Reinnervation entweder durch kollaterale Sprossung oder axonale Reinnervation hin[^4].
ENG
Zusätzliche diagnostische Befunde zur Nervenleitung sind hilfreich bei der Bestätigung des Ortes und der Bestimmung des Schweregrads der Kompression des Nervus ulnaris. Gemäß der zusammenfassenden Erklärung der »American Association of Neuromuscular and Electrodiagnostic Medicine« ist der stärkste Hinweis für die Diagnose des Kubitaltunnelsyndroms das Vorhandensein folgender Nervenleitgeschwindigkeiten[^5]:
Segment | Nervenleitgeschwindigkeit |
Über den Ellenbogen | Weniger als 50 m/s |
Oberhalb des Ellenbogens verglichen mit dem Segment unterhalb des Ellenbogens zum Handgelenk | Mehr als 10 m/s |
Ultraschall
Die hochauflösende Ultraschalluntersuchung ist in den vergangenen Jahren bei der Diagnose des Kubitaltunnelsyndroms immer effektiver und spezifischer geworden. In einer Studie mit Patienten, die an einem Kubitaltunnelsyndrom litten, aber normale elektrophysiologische EMNG Ergebnisse aufwiesen, zeigte der Ultraschall eine vergrößerte Querschnittsfläche des Nervus ulnaris in der Nähe des Ellenbogens[^6].
Eine ähnliche Studie von Volpe et al. aus dem Jahr 2009[^7] zeigte, dass die maximale Querschnittsfläche, definiert durch die Vergrößerung des Nervus ulnaris in der Nähe des Ellenbogens, 14,6 mm² bei Patienten mit bestätigter ulnarer Neuropathie am Ellenbogen gegenüber 7,1 mm² bei Kontrollpatienten betrug. Patienten mit axonalem Verlust wiesen eine mittlere Querschnittsfläche von 18,3 mm² auf, während Patienten mit weniger schweren Symptomen wie Demyelinisierung eine Querschnittsfläche von 11,1 mm² zeigten.

MRT
Die MRT Bildgebung ist hilfreich bei der Bewertung der Weichteilstrukturen und der Charakterisierung von Ausmaß und Lokalisierung der Läsion. In einer Studie wurde die MRT mit EMG-Untersuchungen verglichen und es wurde festgestellt, dass das MRT bei der Diagnose des Kubitaltunnelsyndroms um 25 % sensitiver ist als das EMG. Zu den häufigsten MRT-Befunden gehörte eine Kombination aus hoher Signalintensität und Nervenvergrößerung (63 %), gefolgt von Nervenkompression (27 %), isolierter hoher Signalintensität (23 %) und isolierter Nervenvergrößerung (2 %) [^8].

Behandlung
Ein Kubitaltunnelsyndrom kann je nach Ausprägung konservativ oder chirurgisch behandelt werden.
Chirurgisch
