Karpaltunnelsyndrom
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine Einengung des Nervus medianus im Bereich der Handwurzel des Handgelenks. An dieser Stelle verläuft der Nervus medianus zusammen mit neun Beugesehnen, welcher von den Handwurzelknochen und dem ca. 3 cm breiten Band, Retinaculum flexorum, begrenzt wird.
Epidemiologie
Das Karpaltunnelsyndrom ist das häufigste Kompressionssyndrom der peripheren Nerven und tritt bei 5-10% der erwachsenen Bevölkerung in einem behandlungsbedürftigen Ausmaß auf1. Das Karpaltunnelsyndrom tritt im mittleren Lebensalter auf und dabei 4x häufiger bei Frauen als bei Männern2. In über 50% tritt das Karpaltunnelsyndrom bilateral auf2.
Pathophysiologie
Die Druckverhältnisse im Karpaltunnel korrelieren mit folgenden pathophysiologischen Phänomenen2:
Druck (mmHg) | Korrelation |
---|---|
< 20 mmHg | Normal |
20-30 mmHg | Venöser Fluss verlangsamt |
30 mmHg | Axonaler Transport beeinträchtigt |
40 mmHg | Sensible & motorische Dysfunktion |
60-80 mmHg | Sistieren des Blutflusses |
Symptome
Typische Symptome des Karpaltunnelsyndroms sind nächtliche Schmerzen bzw. schmerzhafte Missempfindungen einer oder beider Hände. Diese Missempfindungen können auch tagsüber bei bestimmten Handhaltungen auftreten. Ausschütteln der Hände oder Stellungsänderungen führen zu einer Besserung der Beschwerden. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es zu permanenten Dys/Hypästhesien und einer Atrohpie des Daumenballens1.
Diagnose
Der Goldstandard im Nachweis eines Karpaltunnelsyndroms ist Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.
Nervenleitgeschwindigkeit
Folgende Tabelle der distalen Nervenleitgeschwindigkeit durch den Karpaltunnel basiert auf der Annahme von einer normalen proximalen Nervenleitgeschwindigkeit2.
Ausprägungsgrad | Sensorische Latenz (mSec)a | Sensorische Amplitude (mcV) | Motorische Latenz (mSec)b | Motorische Amplitude (mV) |
---|---|---|---|---|
Normal | < 3,7 | > 25 | < 4,5 | > 4 |
Mild | 3,7 - 4,0 | 4,4 - 6,9 | ||
Moderat | 4,1 - 5,0 | 7,0 - 9,9 | ||
Schwer | > 5 oder nicht messbar | > 10 |
a: Messung zum Zeigefinger. Sensorische Latenz wird zum Peak der Welleform gemessen.
b: Messung des Musculus abductor pollicis brevis
Differentialdiagnose
Relevante Differentialdiagnosen für das Karpaltunnelsyndrom sind eine zervikale C6 Radikulopathie und die Polyneuropathie1.
Konservative Therapie
Im Frühstadium des Karpaltunnelsyndroms, wenn ausschließlich nächtliche Missempfindungen vorliegen, kann eine konservative Behandlung mittels Nachts anzulegende Handgelenkschienen, orale Verabreichung von Kortikoiden für eine kurze Zeit als auch lokale Kortikoidinfiltration in den Karpalkanal in Erwägung gezogen werden1.
Referenzen