Zervikaler Bandscheibenvorfall

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Mit Abstand am häufigsten kommen lumbale Bandscheibenvorfälle vor. Gleich danach sind am zweithäufigsten Bandscheibenvorfälle im zervikalen Bereich präsent und sind eine der häufigsten Ursachen der zervikalen Radikulopathie1. Wie bei allen Bandscheibenvorfällen gilt auch im zervikalen Bereich, dass stets das Ausschöpfen einer konservativen Therapie an erster Stelle steht und lediglich wenn alles versagt, eine chirurgische Intervention indiziert ist.

Diagnose

Die bildgebend exakte und zuverlässige Diagnose kann nur mittels eines MRI der Halswirbelsäule gestellt werden. Die klinische Diagnose einer zervikalen Radikulopathie lässt sich in Zusammenschau auf Grund der Schmerzausstrahlung, verminderten Reflexen sowie einer Hypästhesie im Bereich der betroffenen Nervenwurzel stellen.

Zervikaler Bandscheibenvorfall im MRI
Sagittales MRI eines Bandscheibenvorfalls auf Höhe HWK5/6 und HWK6/7 in einer T2 MRI Sequenz

Konservative Therapie

An erster Stelle der konservativen Therapie bei zervikalen Bandscheibenvorfällen steht die Physiotherapie zur Stärkung der Rückenmuskulatur2. Als nächsten, bereits minimalinvasiver Schritt in der konservativen Therapie stellt eine Nervenwurzelinfiltration dar. Hierzu muss jedoch bereits eine Nervenwurzelkompression oder Einengung mittels MRI diagnostiziert worden sein. Es wird hierbei (meist unter CT-Bildgebung) ein Lokalanästhetikum und Steroid direkt an in die Nervenwurzel appliziert und führt in den meisten Fällen zu einer anhaltenden Schmerzlinderung3.

Operation

Sollten alle konservative Therapiemöglichkeiten zu keinem Erfolg geführt haben oder bereits deutliche neurologische Ausfälle vorhanden sein, kann eine Operation diskutiert werden. Je nach Lokalisation des Bandscheibenvorfalls kann die Operation von dorsal oder anterior durchgeführt werden.

Das standardgemässe Operationsverfahren von anterior ist eine ACDF (Anterior Cervical Discectomy and Fusion), bei welcher der Zugang von anterior durch den Hals gemacht wird. Es wird hierbei das komplette Bandscheibenfach auf der betroffenen Höhe ausgeräumt (Diskektomie) und anschliessend ein Cage oder eine Bandscheibenprothese eingebaut. In manchen Fällen kann zur zusätzlichen Stabilisierung eine vertikale Platte eingebaut werden. Standardgemäss sollte nach der Operation eine Röntgenaufnahme durchgeführt werden, um die korrekte Lage der Implantate zu verifizieren.

Der Zugang von dorsal ist nicht für alle zervikalen Bandscheibenvorfälle geeignet, sondern nur insbesondere für jene, welche im Neuroforamen liegen. Hierbei erfolgt keine komplette Entfernung der Bandscheibe, sondern lediglich die Entfernung des Sequesters von dorsal und ebenso erfolgt keine Implantateinlage.

Bei einem komplikationslosem operativen Eingriff können die Patienten üblicherweise bereits nach wenigen Tagen wieder das Spital verlassen.

Operationsrisiken

  • Nachblutung: Eine Nachblutung kann im zervikalen Bereich schwerwiegende Folgen haben, sofern sie nicht rechtzeitig entdeckt wird. Ein epidurales Hämatom kann eine Myelonkompression verursachen und bleibende neurologische Schädel bis zur Paraplegie mit sich bringen. Eine Nachblutung mit neurologischen Ausfällen ist eine notfallmässige Indikation zur Revisionsoperation.
  • Materialfehllage: Sollte ein Cage eingesetzt werden, kann dieser dislozieren, was je nach Situation zu einer Revisionsoperation führen kann.
  • Dysphagie: Vorübergehende Schluckstörungen nach der Operation gehören Zugangsbedingt bei einer ACDF mit etwa 10% zu den häufigsten Komplikationen4.
  • Liquorfistel: Liquorfisteln sind im zervikalen Bereich mit etwa 0.5 % 4 deutlich seltener als im lumbalen Bereich, stellen jedoch zervikal eine deutlich größere Herausforderung zum verschliessen dar.
  • Ösophagusverletzung: Eine Perforation des Ösophagus kann Zugangsbedingt beim anterioren Zugang in etwa 0.3 % der Fälle vorkommen4.

Referenzen

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