Pudendusneuralgie

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ICD-11: GA34.0Y

Als Pudendusneuralgie bezeichnet man eine schmerzhafte Neuralgie bedingt durch eine Läsion oder Kompression des Nervus pudendus, ein peripherer Nerv, welcher aus dem Plexus sacralis entspringt.

Historisch

Historisch wurde die Pudendusneuralgie erstmals bei Wettkampfradfahrern identifiziert und 1988 von dem französischen Psychiater Gérard Amarenco als „Radfahrersyndrom“ oder „Alcock-Kanal-Syndrom“ bezeichnet[^4]. Spätere Erkenntnisse zeigten, dass Beckenverletzungen diese Erkrankung auch bei anderen Patientenpopulationen auslösen kann[^3].

Epidemiologie

Die Häufigkeit der Pudendusneuralgie wird auf eine Inzidenz von 1 / 100 000 geschätzt und wird bei Frauen häufiger als bei Männern beobachtet[^3].

Ätiologie

Die Pudendusneuralgie kann durch mechanische Verletzungen, virale Infektionen oder immunologische Prozesse verursacht werden. Mechanische Ursachen können durch Muskelkrämpfe im Beckenboden (Musculus levator ani oder Musculus obturator internus), Druck durch umliegende Bänder (Sakrospinal- oder Sakrotuberalligament) oder Narbengewebe infolge von Traumata oder Operationen entstehen. Bei chirurgischen Eingriffen kann eine Einklemmung auch durch Netze oder Nähte, die den Nerv direkt verletzen, verursacht werden. Bei Frauen sind die häufigsten Ursachen für eine Pudendusneuralgie chirurgische Verletzungen, insbesondere durch gynäkologische Eingriffe wie vaginale Operationen bei Prolaps oder Inkontinenz, Beckenverletzungen (z. B. durch Heben schwerer Lasten, Stürze oder das Einführen von Fremdkörpern) und seltener vaginale Geburten. Bei Männern hingegen sind Beckenverletzungen die häufigste Ursache für eine Pudendusneuralgie[^3].

Symptome

Patienten mit einer Pudendusneuralgie berichten über neuropathische Schmerzen im Versorgungsgebiet des Nervus pudendus. Die Schmerzen werden daher häufig als brennend oder auch messerstichartige Schmerzsymptomatik zwischen Testis/Labien und Anus beschrieben. Diese Schmerzen verstärken sich typischerweise beim Sitzen auf einem Stuhl, nicht jedoch auf der Toilette. Bei rektaler digitaler Palpation des Ligamentum sacrospinale kommt es zu einer Verstärkung der Schmerzsymptomatik[^1] [^2].

Diagnostik

Neben einer bildgebenden Darstellung des Nervus pudendus kann auch zur weiteren Diagnostik eine EMG Untersuchung als auch CT-gesteuerten Blockade des Nervus pudendus erfolgen[^1].

Die typische klinische Diagnose einer Pudendusneuralgie kann nach den Nantes-Kriterien erfolgen, welche sich wie folgt zusammensetzen[^2]:

  • Schmerzen im anatomischen Versorgungsgebiet des Nervus pudendus.

  • Zunahme der Schmerzsymptomatik durch Sitzen.

  • Der Patient erwacht nicht durch die Schmerzen in der Nacht.

  • Keine objektive Hypästhesie bei klinischer Untersuchung

  • Positives ansprechen auf eine Pudendusblockade

Therapie

Die Therapie der Pudendusneuralgie kann konservativ wie beispielsweise mit einer CT-gesteuerten Blockade als auch chirurgisch durch eine Neurolyse behandelt werden[^1].