Uhthoff Phänomen

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Synonyme: Uhthoffs phenomena

Das Uhthoff-Phänomen beschreibt eine vorübergehende Verschlechterung neurologischer Funktionen bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) als Reaktion auf eine Erhöhung der Kerntemperatur des Körpers. Ursprünglich wurde das Phänomen im Zusammenhang mit einer verschlechterten Sehfunktion nach körperlicher Anstrengung bei MS-Patienten beobachtet. Spätere Beobachtungen zeigten, dass der gleiche physiologische Mechanismus, der für visuelle Dysfunktionen bei Wärmeexposition verantwortlich ist, auch für eine Vielzahl anderer neurologischer Symptome bei MS-Patienten verantwortlich ist[^2].

Epidemiologie

Etwa 80 % der Multiple Sklerose Patienten sind vom Uhthoff-Phänomen betroffen[^3].

Pathophysiologie

Es wir davon ausgegangen, dass eine Temperaturerhöhung die Leitfähigkeit der demyelinisierten Axone vorübergehend verschlechtert. Es handelt sich bei der reversiblen neurologischen Symptomverschlechterung also um einen "Pseudoschub", da die Symptome durch physikalische Phänomene, nicht durch eine entzündliche Aktivität, wie beim MS-Schub, ausgelöst werden. Studien an peripheren Nerven konnten aufzeigen, dass schon eine Erhöhung der Körpertemperatur um 0,5 °C die Reizübertragung in demyelinisierten Nervenfasern verlangsamen oder blockieren kann. Je stärker die Demyelinisierung fortgeschritten ist, desto temperaturempfindlicher werden die Nervenfasern[^4].

Historisch

Das Uhthoff Phänomen wurde nach dem deutschen Ophthalmologen Wilhelm Uhthoff benannt, welcher das Phänomen bereits im Jahr 1890 beschrieb[^1].